Endlich steht es fest: „The L Word: Generation Q“ bekommt eine dritte Staffel! Grund für unsere Autorin, ein paar dringend nötige Verbesserungswünsche Richtung USA zu schicken.
Von Karin Schupp
6.2.2022 - Showtime hat uns lange zappeln lassen, aber am Freitag - fast vier Monate nach dem Ende von Staffel 2 - verkündete der US-Sender endlich, dass die Lesbenserie fortgesetzt wird. Die dritte Staffel mit zehn neuen Folgen wird voraussichtlich Ende 2022 in den USA starten und dann – hoffentlich wieder zeitnah – auch beim deutschen Bezahlsender Sky und dem Streamingdienst Sky Ticket.
Wir werden also erfahren, wieso Tina (Laurel Holloman) plötzlich vor Bettes (Jennifer Beals) Tür stand, ob Shane (Kate Moennig) nach Tess‘ (Jamie Clayton) Umzug nach Las Vegas wieder Single ist und Alice (Leisha Hailey) tatsächlich einen Heiratsantrag von Tom (Donald Faison) bekommt. Ob Finley (Jacqueline Toboni) nach ihrem Entzug ihr Leben in den Griff bekommt und Dani (Arienne Mandi) jetzt im Knast sitzt.
Einschaltquoten um zwei Drittel eingebrochen
Es hätte auch anders kommen können, denn in den USA waren die Einschaltquoten gegenüber Staffel 1 des Reboots um zwei Drittel eingebrochen. Dass der Serie noch eine Chance gegeben wird, sollte also nicht als selbstverständlich hingenommen werden. Und wichtiger noch: Showrunnerin Marja-Lewis Ryan sollte die Kritik an der Serie ernst nehmen.
Und damit meine ich nicht die missbilligenden Twitter-Kommentare, dass The L Word: Gen Q Bisexuellen nicht gerecht werde (Alices Storyline) und weder nichtbinäre Charaktere noch trans Lesben aufbietet (Jamie Clayton und Sophie Giannamore, die Jordi spielt, sind zwar trans, spielen aber cis Rollen).
War am Ende weder das alte noch das junge Publikum zufrieden?
Zwar versucht Ryan es mit einem sexuell und ethnisch vielfältigeren Cast besser zu machen als seinerzeit The L Word-Schöpferin Ilene Chaiken, doch am Ende verdoppelte sich für sie nur das Problem: Die alte Kritik, dass die Charaktere zu konventionell schön, schlank und reich sind, blieb bestehen - und neue Kritik kam hinzu,
Ein Cast kann nun wirklich nie alle Wünsche erfüllen – aber möglicherweise hat die Serie damit dasselbe Problem, dass auch das ähnlich modernisierte Sex and the City-Reboot And Just Like That erfahren musste: Am Ende waren weder das alte noch das junge Publikum zufrieden.
Passt Sophie nun besser zu Finley oder zu Dani?
Wohlwollende Zuschauerinnen, die dabei geblieben sind, erlebten ein anderes Problem: Die zweite Staffel war - und es tut mir als Fan im Herzen weh, das auszusprechen - einfach nicht besonders gut. Die meisten der neuen Charaktere sind bisher nicht klar genug gezeichnet, die meisten Storylines waren nicht spannend (was sie in einer Soap nicht zwingend sein müssen, aber dann müssen sie wenigstens originell erzählt werden) und das Erzähltempo zuweilen holprig.
Der ersten Staffel konnte man noch zugestehen, dass sie zunächst einmal die neuen Figuren etablieren und mit Leben füllen und ihren Rhythmus finden musste.
Spätestens in Staffel 2 hätten wir dann aber ein Gefühl dafür haben müssen, ob Sophie besser zu Dani oder zu Finley passt, oder ob Dani nun eine gute Geschäftsfrau ist oder nur naiv unter der Fuchtel ihres Vaters steht. Finley, die als liebenswerte Chaotin angelegt ist, polarisiert vermutlich mehr als gewünscht, und die Welten der alten und neuen Charaktere liegen immer noch zu weit auseinander; vor allem den schwulen bzw. bisexuellen trans Mann Micah (Leo Sheng) in die L Word-Welt zu integrieren, fiel den Autor:innen nach wie vor schwer.
Sich auf das alte The L Word-Feeling zurückbesinnen
Richtig gut funktionieren bisher nur die charismatische Gigi (Sepideh Moafi), die sich aus einer antagonistischen Nebenrolle in die Herzen der Zuschauerinnen spielte, und die vertrauten Originalcharaktere Bette, Alice und Shane – hier haperte es eher daran, dass deren Lovestorys nicht wirklich mitfiebern ließen. Wohl auch deswegen hoffen viele Fans wider besseren Wissens auf ein TiBette-Revival (denn spätestens beim Re-Watching früherer Staffeln müsste man sehen, dass Bette und Tina wirklich nicht gut füreinander sind - hier lohnt es sich auch, Leisha Hailey und Kate Moennigs Podcast PANTS zu hören, in dem sie die alte Serie Folge für Folge durchsprechen).
Mein Wunschzettel für Staffel 3: Sich auf das alte The L Word-Feeling – Gruppen-Szenen, Herz, Humor und nicht zuletzt: Sex – zurückbesinnen; durchdachtere Storylines, die uns die Figuren näher bringen; und: weitere beliebte Ex-Charaktere zurückkehren lassen und auch bei Fanliebling Carmen ein Auge zudrücken (die Schauspielerin Sarah Shahi bekam eine Ausladung, weil sie, anders als Carmen, keine Latina ist). Damit die dritte Staffel ein echter Sehgenuss wird und es hoffentlich noch viele weitere gibt!
The L Word – Generation Q, 2 Staffeln, bei Sky Go und bem Streamingdienst Sky Ticket
The L Word, 6 Staffeln (2004-2009), bei RTL+ (Premiumbereich)
Unter The L Word: Gen Q findet ihr auf l-mag.de alle Informationen und Folgen-Rückblicke auf die erste und zweite Staffel
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