Titel | AI: The Somnium Files |
19. September 2019 | |
Spike Chunsoft | |
17. September 2019 | |
Spike Chunsoft | |
20. September 2019 | |
Spike Chunsoft | |
System | PlayStation 4, Nintendo Switch, PC (Steam) |
Getestet für | PlayStation 4 |
Entwickler | Spike Chunsoft |
Genres | Adventure (Visual Novel) |
Texte | |
Vertonung |
Bildmaterial:AI: The Sominum Files, Spike Chunsoft
Aus der Feder von Kotaro Uchikoshi ist unter anderem die von Fans geliebte Zero-Escape-Reihe entstanden. Seit 2016 hat man jedoch kein Spiel mehr von ihm gesehen und nun, drei Jahre später, kommt mit AI: The Somnium Files eine neue IP auf den Markt. Wieso sich diese alleine behaupten kann und ihr dieser Visual Novel definitiv schöne Augen machen solltet, erfahrt ihr hier.
AI-n Wurf ins kalte Wasser
»In Sachen Handlung zeigt sich AI: The Somnium Files von seiner besten Seite. Nach der Untersuchung von Shoko Nadamis Mord wird nämlich schnell klar, dass dieser Fall komplexer ist als gedacht.«
Am Anfang des Spiels steigt ihr direkt in die Untersuchung des Falles der ermordeten Shoko Nadami ein. Dabei spielt ihr den Detektiv Kaname Date, der beim Tokyo Metropolitan Police Department als eine Spezialeinheit namens Psyncer arbeitet und den Fall untersucht. Direkt am Anfang lernt ihr zwei von den drei Kernmechaniken der Visual Novel kennen.
Lesen und Untersuchen: DetektivarbAI-t nun mal
Da AI: The Somnium Files eine Visual Novel ist, gibt es auch hier genretypisch viel zu lesen. Über die ganze Spieldauer klickt ihr euch durch Textboxen und hört dabei der Vertonung der verschiedenen Charaktere zu. Hierbei kann direkt ein Lob gesprochen werden. AI: The Somnium Files wurde, abgesehen von Dates Gedanken, gänzlich vertont und dabei wurde jedem Charakter eine qualitativ gute Stimme verliehen. Beim Test wurde vor allem die Vertonung der englischen Sprache getestet, die im Gegensatz zur japanischen meistens an Qualität einbüßt. Diese ist jedoch gut gelungen und schafft es, die richtigen Emotionen zu transportieren.
Neben der Leserei gilt es auch, die verschiedenen Schauplätze zu untersuchen. Dabei müsst ihr die Gegenstände oder Personen anklicken, mit denen ihr interagieren wollt. Hier bietet AI: The Somnium Files eine Besonderheit, die sehr gut zu der Detektivarbeit im Spiel passt. Mithilfe der künstlichen AI in Dates linkem Auge könnt ihr an bestimmten Stellen reinzoomen oder euch die Dinge mit einem Röntgenblick anschauen.
AI-ba
Eure AI namens Aiba ist jedoch für weitaus mehr zuständig als nur für das Heranzoomen oder Röntgen von Gegenständen. Sie ist Dates ständige Begleiterin, die ihn beim Lösen von Fällen unterstützt und mit ihrer Art auf Trab hält. Dates Umfeld kann dabei die Konversationen der beiden nicht mitbekommen, was das ein oder andere Mal für komische Situationen sorgt. Ihr werdet Date und Aiba oft miteinander reden hören, da sie als AI über viele nützliche Fähigkeiten verfügt, mit denen sie die Untersuchungen vorantreiben kann. Außerdem ist sie eine gute Ergänzung zu Dates Job als Psyncer. Was das ist? Nun, hier kommen wir zum im Titel genannten Somnium.
The Somnium Files
»Die Rätsel im Somnium sind oft abstrakt, so wie Träume selbst. Manchmal kann man sich die Lösung zwar erdenken, jedoch werdet ihr wahrscheinlich um etwas Rumprobieren nicht herumkommen.«
Als Psyncer gilt es, in die Traumwelt von Menschen einzudringen und so die laufende Untersuchung weiterzubringen. Dabei werden die Personen in einen künstlichen Schlaf versetzt, sodass der Psyncer in deren Geist eindringen und Teile ihres Unbewusstseins oder Geheimnisse, die sie verstecken wollen, sehen kann. Dies führt uns schließlich zum dritten Kernelement von AI: The Somnium Files, dem Somnium. Im Somnium übernehmt ihr nämlich die Kontrolle über eine humanoide Aiba und müsst die Rätsel der teilweise sehr abstrakten Traumwelten lösen.
Die Steuerung unterscheidet sich hierbei von der Untersuchung von Schauplätzen aus Dates Sicht. Es gilt nicht mehr, lediglich verschiedene Objekte anzuklicken, sondern nun muss man effektiv durch die Schauplätze laufen und versuchen, die sogenannten „Mental Locks“ der Personen zu öffnen. Ihr Inneres offenbart sich euch nämlich erst ganz, wenn ihr alle Mental Locks in einem Somnium geöffnet habt.
Die Rätsel im Somnium sind dabei oft abstrakt, so wie die Träume selbst. Manchmal kann man sich die Lösung zwar erdenken, jedoch werdet ihr wahrscheinlich um etwas Rumprobieren nicht herumkommen. Dies wird zusätzlich durch ein Zeitlimit erschwert, bei dem ihr das Somnium wiederholen oder von einem Checkpunkt aus neustarten müsst, wenn es abläuft. Anfangs ist das kaum schwer, auch wenn ihr noch etwas rumprobiert, jedoch sind die späteren Traumwelten doch etwas komplexer und knapper gestaltet. Das ein oder andere Mal müsst ihr euch den Lösungsweg wahrscheinlich merken, damit ihr so schnell wie möglich an des Rätsels Lösung gelangen könnt. Leider fühlt sich das Ganze dann mehr wie Trial and Error an als wie das Lösen von Rätseln.
Ansonsten werdet ihr im Spiel wenigen Quick-Time-Events begegnen. In diesen gilt es, jeweils die richtigen Tasten zu drücken oder eine Zeit lang auf einen Punkt zu zielen. Diese werden meist angekündigt und bringen etwas Aktivität in längere Zwischensequenzen, aber sind kaum der Rede wert. Wenn ihr sie nicht rechtzeitig schafft, könnt ihr diese beinahe sofort wiederholen. Eine Bestrafung gibt es in dem Sinn nicht.
ErgrAI-fende Geschichte
Nach der Vorstellung der Kernelemente von AI: The Somnium Files kommen wir nun zum wichtigsten Punkt einer Visual Novel – der Story. Hier glänzt AI: The Somnium Files und zeigt sich von seiner besten Seite. Nach der Untersuchung von Shoko Nadamis Mord wird nämlich schnell klar, dass dieser Fall komplexer ist als gedacht. Am Tatort entdeckt ihr Shoko Nadamis Tochter mit der Tatwaffe und ihr Exmann wird ebenfalls vermisst…
Ehrlich gesagt dachte ich bei dem Einstieg, dass das „wieder mal so eine Detektivgeschichte“ wird. Natürlich ist es das im Kern auch – aber was für eine Detektivgeschichte das ist! Während ihr AI: The Somnium Files spielt, geht die Geschichte stark in die Tiefe und zwar in eine ganz andere Richtung als erwartet. Hier liebt es das Spiel, euch Vermutungen in den Kopf zu pflanzen, mit denen ihr euch ganz schlau fühlt, nur um diese kurz danach zu zerschlagen. Diese Rätselei wird euch wahrscheinlich bis zum Schluss begleiten und auf Trab halten, was das Spannungsniveau meistens ganz hoch hält.
Auch die emotionale Seite wird hier nicht vernachlässigt. Ihr lernt die zentralen Charaktere des Spiels kennen und dabei werden immer wieder Facetten von ihnen beleuchtet, die sie greifbarer und menschlicher machen. Hierbei gilt es, nicht zu vergessen, dass einige Eigenschaften der Charaktere in die Extreme getrieben wurden. Ein Beispiel ist hierbei Dates Begeisterung für Pornoheftchen, die mehrmals auch den Plot vorantreibt, anstatt als kurzes Comedy-Element ihren Zweck zu erfüllen. Dennoch sind die Probleme und die Dinge, welche die Charaktere beschäftigen, real und lassen niemanden überzogen wirken.
»Der Soundtrack von AI: The Somnium Files kann leider nicht ganz mit der Geschichte und dem Aussehen der Visual Novel mithalten.«
Zum Abschluss über die Story ist noch zu erwähnen, dass ihr AI: The Somnium Files nach eurem ersten Durchspielen nicht verstehen werdet. Es wird euch nämlich nur eine von vielen Perspektiven gezeigt, die ihr für das gesamte Verständnis später braucht. Und ja, das Gefühl, wenn sich alles zusammenfügt, ist einfach genial. Ihr werdet während des Spielens also mit mehreren Routen konfrontiert, die ihr nach dem Durchspielen einer Route ganz bequem auswählen könnt und so nicht immer von Anfang an starten müsst.
AI-nfach schön
Neben der Story ist auch ihre Inszenierung nicht ganz unwichtig und auch hier müsst ihr kein Auge zudrücken. Die Charaktere und ihre Portraits werden in 3D-Modellen angezeigt, was doch eine angenehme Abwechslung zu den sonstigen 2D-Bildern des Genres ist. Sowohl das Portrait als auch das Charaktermodell in der Umgebung bewegen den Mund beim Reden, was nicht perfekt realistisch animiert, aber dennoch angenehm anzusehen ist.
Manche Bewegungen der Charaktere können dabei etwas holprig wirken, was jedoch durchaus verkraftbar sein sollte. Dies fällt beispielsweise auf, wenn die Charaktere rennen oder tanzen, was auch nicht ständig passiert.
Hier ist mir aufgefallen, dass manche Darstellungen, die Aiba in Dates Sichtfeld lädt, ein Weilchen brauchen, bis sie angezeigt werden. Dies verzögert teilweise das Lesen, da die entsprechende Textbox auch erst auftaucht, wenn das dazu passende Bild geladen ist. Beim Auto-Scrolling ist dies kaum aufgefallen, beim schnelleren Lesen oder Überspringen von Text jedoch schon.
Der Soundtrack von AI: The Somnium Files kann leider nicht ganz mit der Geschichte und dem Aussehen der Visual Novel mithalten. Die Musik empfand ich in keinem Fall als störend, jedoch gab es neben einer Ausnahme keine wirklich im Sinn bleibenden Stücke. Mit steigender Spieldauer entwickelt sich zumindest eine gewisse Vertrautheit mit einigen Themes, was dann doch ganz angenehm war, jedoch hätte etwas mehr Prägnanz nicht geschadet. Somit stellt sich der Soundtrack zwar nicht als Minus heraus, jedoch auch nicht als weiteres Plus.
Fazit
AI: The Somnium Files ist eine gelungene Visual Novel. Wenn ihr solche Spiele also mögt, könnt ihr ruhig zuschlagen. Euch wird eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte geboten mit sympathischen Charakteren. Diese sind auch schön animiert und vertont, was das Spielgefühl angenehm gestaltet. Das Spiel weist zwar einige Macken auf, wie manche merkwürdige Animationen oder einen Soundtrack, der nicht besonders heraussticht, was jedoch nicht das ganze Erlebnis trübt. Während der ungefähren Spieldauer von 20 bis 25 Stunden seid ihr dennoch gut unterhalten. Ihr könnt also ruhig ein Auge auf AI: The Somnium Files werfen.
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